Nigerianische Mails sind eine Betrugsform, die darauf abzielt, Zugriff auf das Bankkonto des Opfers zu bekommen oder ihn zu einer Zahlung an die Betrüger zu bringen.

Das übliche Thema, das in den nigerianischen Mails angesprochen wird, ist, dass eine große Summe international transferiert werden muss. Der Spammer erzählt meist eine verblüffende Geschichte über Millionen von Dollar, die er halblegal bekommen hat – zum Beispiel kann es sich dabei um gestohlene ausländische Investments oder UN-Subventionen handeln. Der Spammer erklärt dann, warum er keine lokale Bank nutzen kann und informiert den Empfänger, dass er schnellstens ein Konto bei einer ausländischen Bank einrichten muss, wohin das „graue“ Geld überwiesen werden kann. Eine weitere übliche Version ist, dass das Geld legal verdient oder durch eine Erbschaft in den Besitz des Spammers kam, er es aufgrund der politischen Situation in seinem Land aber nicht bar bekommen kann.

Der Empfänger so einer nigerianischen Spam-Mail wird meist gebeten, bei der Geldbeschaffung zu helfen. Als Gegenleistung werden ihm 10 bis 30 Prozent des Gesamtbetrags als Belohnung angeboten.

Es wird angenommen, dass naive Anwender den Betrügern für die Überweisung des Geldes Zugriff auf Ihr Bankkonto geben. Das Ergebnis ist leicht vorhersehbar: Das Geld des Opfers wird komplett abgehoben. Ein weiterer Trick, den die Betrüger immer wieder verwenden, ist es, um einen kleinen Vorschuss (meist mehrere Tausend Dollar) zu bitten, mit dem der Spammer „notwendige Schritte“ durchführen kann. Dabei werden dem Opfer, der dem Spammer das Geld „leiht“, enorme Rückzahlungen versprochen. Man muss nicht extra dazusagen, dass die Betrüger natürlich spurlos verschwinden, sobald sie das Geld erhalten haben. Manche Spammer versuchen sogar, das Opfer dazu zu überreden, nach Nigeria oder in ein anderes Land zu kommen, was meist dazu führt, dass das Opfer dort erpresst oder ihm gedroht wird.

Diese Spam-Art unterscheidet sich von anderen Arten, da die Spammer die Korrespondenz mit den Empfängern aufrecht erhalten müssen, falls diese antworten – das bedeutet, dass die E-Mail-Adresse und manchmal sogar die Telefonnummer der Betrüger bekannt ist, und diese leicht von Strafverfolgungsbehörden nachverfolgt werden können.

Diese Spam-Art wird als „nigerianisch“ bezeichnet, weil sie in Nigeria entstanden ist. Im Jahr 2005 haben die dortigen Spammer sogar einen so genannten Anti-Nobel-Preis in Literatur bekommen. Im Englischen gibt es noch einen weiteren Namen für nigerianische Spams: Scam 419, da es der Artikel 419 der nigerianischen Gesetzgebung ist, der diese Art von Betrug verbietet.

Warum Nigeria? Dieses Land hat den Ruf, eines der korruptesten der Welt zu sein. Zwanzig Jahre politisches Chaos und militärische Diktatur haben zu einer riesigen Kriminalitätswelle geführt. Derzeit liegt nigerianischer Betrug mit seinem Einkommen weltweit auf dem vierten Platz.

Tausende Menschen weltweit bekommen nach wie vor E-Mails von „früheren Diktatoren“, nichtexistenten nigerianischen Geschäftsleuten oder Angestellten nigerianische Ministerien. Allerdings werden nigerianische Spams schon lange von Kriminellen verschiedener Länder verschickt.

Die Spammer regieren auch schnell auf weltweite Ereignisse und suchen laufend nach instabilen Gebieten. Aus diesem Grund tauchten auch kenianische und philippinische Mails auf. Während dem Irakkrieg enthielt die Spam-Masse auch irakische Mails mit Informationen über bei Militäroperationen gestohlenes Geld. Die Absender unterschrieben die Mails normalerweise mit fiktiven Namen oder verwendeten echte Namen irakischer Offizieller.

Die Mehrheit der nigerianischen Spam-Mails ist auf Englisch, wobei solche Spams in den Jahren 2004-2005 auch auf Russisch auftauchten – dabei werden dann heiße Neuigkeiten aus dem politischen Leben in Russland verarbeitet. So wurde die Yukos-Oil-Affäre von den Spammern verwendet, um den Empfängern mitzuteilen, sie könnten einen Teil von Chodorkowskis Geld in bar bekommen.

Als sich die Nachrichten zur Affäre auch im westlichen Europa verbreiteten, wechselten die Spammer auf die englische Sprache, was mehrere Gründe gehabt haben könnte: Entweder sind die Empfänger in anderen Ländern leichter für das Versprechen von Bargeld empfänglich oder es gibt nur wenige naive Russen mit Bankkonto oder es gibt einfach zu wenige naive Russen.

Beispiel für eine typische nigerianische Mail:

nigerian_01

Beispiel für eine nigerianische Mail mit „russischen Akzent“:

nigerian_02

Manchmal findet man auch seltsame Meisterwerke unter den nigerianischen Spams, die offensichtlich von Menschen mit Humor geschrieben worden sind. Tausende solcher Mails sind im Internet zu finden und die Empfänger selbst schicken sie sich gegenseitig als Beispiele für lustige Spam-Mails. Das beste Beispiel für solche Meisterwerke ist die „berührende“ Geschichte des nigerianischen Astronauten, der vor 14 Jahren auf die sowjetische Raumstation Sojus geschickt wurde. Die Russen weigern sich nämlich, ihn zurück zur Erde zu transportieren, da das zu teuer sei. All die Jahre wurde sein Gehalt auf sein Bankkonto überwiesen und nun bittet die Familie des Astronauten den Empfänger um seine Hilfe, diese astronomische Summe frei zu bekommen, um seine Rückreise zur Erde zu finanzieren. Ein aufmerksamer Empfänger wird feststellen, dass das Datum des ersten Versands dieser Mail im April 2004 war (der 12. April ist in Russland der Tag des Astronauten).

Hier der Text dieser bemerkenswerten nigerianischen Spam-Mail:

Subject: A Nigerian astronaut needs your help
Dr. Bakare Tunde Astronautics Project Manager National Space Research and Development Agency (NASRDA) Plot 555 Misau Street PMB 437 Garki, Abuja, FCT NIGERIADear Mr. Sir,

REQUEST FOR ASSISTANCE-STRICTLY CONFIDENTIAL

I am Dr. Bakare Tunde, the cousin of Nigerian Astronaut, Air Force Major Abacha Tunde. He was the first African in space when he made a secret flight to the Salyut 6 space station in 1979. He was on a later Soviet spaceflight, Soyuz T-16Z to the secret Soviet military space station Salyut 8T in 1989.

He was stranded there in 1990 when the Soviet Union was dissolved. His other Soviet crew members returned to earth on the Soyuz T-16Z, but his place was taken up by return cargo. There have been occasional Progrez supply flights to keep him going since that time. He is in good humor, but wants to come home.

In the 14-years since he has been on the station, he has accumulated flight pay and interest amounting to almost $ 15,000,000 American Dollars. This is held in a trust at the Lagos National Savings and Trust Association. If we can obtain access to this money, we can place a down payment with the Russian Space Authorities for a Soyuz return flight to bring him back to Earth. I am told this will cost $ 3,000,000 American Dollars. In order to access his trust fund we need your assistance.

Consequently, my colleagues and I are willing to transfer the total amount to your account or subsequent disbursement, since we as civil servants are prohibited by the Code of Conduct Bureau (Civil Service Laws) from opening and/ or operating foreign accounts in our names.

Needless to say, the trust reposed on you at this juncture is enormous. In return, we have agreed to offer you 20 percent of the transferred sum, while 10 percent shall be set aside for incidental expenses (internal and
external) between the parties in the course of the transaction. You will be mandated to remit the balance 70 percent to other accounts in due course.

Kindly expedite action as we are behind schedule to enable us include downpayment in this financial quarter.

Please acknowledge the receipt of this message via my direct number 234 (0) 9-234-2220 only.

Yours Sincerely,

Dr. Bakare Tunde Astronautics Project Manager

Übersetzung:

Betreff: Ein nigerianischer Astronaut braucht Ihre Hilfe
Dr. Bakare Tunde Astronautik Projekt Manager National Space Research and Development Agency (NASRDA) Plot 555 Misau Street PMB 437 Garki, Abuja, FCT NIGERIASehr geehrter Herr,

BITTE UM HILFE-STRENG VERTRAULICH

Ich bin Dr. Bakare Tunde, Cousin des nigerianischen Astronauten, Air Force Major Abacha Tunde. Er war der erste Afrikaner im Weltall, als er im Jahr 1979 einen geheimen Flug zur Saljut 6 Raumstation machte. Er war auf einem späteren sowjetischen Raumflug, Sojus T-16Z zur geheimen sowjetischen Militärraumstation Saljut 8T im Jahr 1989.

Er war dort gefangen, nachdem im Jahr 1990 die Sowjetunion aufgelöst wurde. Seine sowjetischen Crew-Mitglieder wurden auf der Sojus T-16Z zur Erde zurückgebracht, aber sein Platz wurde von Rückfracht eingenommen. Es gab hin und wieder Progrez-Versorgungsflüge, um ihn am Leben zu erhalten. Er fühlt sich gut, möchte aber heimkehren.

In den 14 Jahren in denen er auf der Station lebt, hat er Flugzahlungen und Zinsen von fast $ 15.000.000 amerikanischen Dollars angesammelt. Diese liegen treuhänderisch bei der Lagos National Savings and Trust Association. Wenn wir dieses Geld bekommen könnten, könnten wir bei der Russian Space Authorities eine Anzahlung für einen Sojus-Rückflug machen, der ihn zur Erde zurückbringen würde. Mir wurde gesagt, dies würde $ 3.000.000 amerikanische Dollars kosten. Um an diesen Treuhandfonds zu kommen, brauchen wir Ihre Unterstützung.

Meine Kollegen und ich sind bereit, das gesamte Geld für eine anschließende Auszahlung auf Ihr Konto zu überweisen, da wir als Beamte durch den Code of Conduct Bureau (Civil Service Laws) keine ausländischen Kontos auf unsere Namen eröffnen und/oder führen dürfen.

Man muss nicht extra sagen, dass das Vertrauen, das wir hier in Sie legen, enorm ist. Als Gegenleistung haben wir uns geeinigt, Ihnen 20 Prozent der überwiesenen Summe zu überlassen, während 10 Prozent beiseite gelegt werden für anfallende Kosten (intern und extern) zwischen den Beteiligten im Rahmen der Überweisung. Sie werden beauftragt, die restlichen 70 Prozent zu gegebener Zeit an andere Konten weiter zu überweisen.

Bitte beeilen Sie sich, da wir bereits verspätet sind, um die Anzahlung noch in diesem Finanzquartal machen zu können.

Bitte bestätigen Sie den Empfang dieser Nachricht nur über meine direkte Nummer 234 (0) 9-234-2220.

Mit freundlichen Grüßen,

Dr. Bakare Tunde Astronautics Project Manager